Interview
Probearbeit dient dazu, dass sich Bewerber und potenzielle Arbeitgeber näher kennenlernen. Wer die Chance bekommt, sollte sie nutzen. Jedoch gibt es auch einiges zu beachten. Bewerbungsexperte Gerhard Winkler erklärt, in welchen Branchen Probearbeit häufiger angeboten wird und wie man sich vorbereiten kann.
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abi>> Herr Winkler, was versteht man unter Probearbeit?
Gerhard Winkler: Probearbeit findet in der Regel nach dem Vorstellungsgespräch statt und dient dazu, die gegenseitigen Symphatien auszuloten, bevor der Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag unterzeichnet wird. Sie bietet Bewerbern die Gelegenheit, das Unternehmen, die Abläufe und Arbeitsschritte kennenzulernen. Die Dauer kann von wenigen Stunden bis hin zu mehreren Tagen variieren. Üblich ist meistens jedoch ein Schnuppertag. In der Regel arbeitet man probehalber etwas aus, ist jedoch nicht verpflichtet, eine Aufgabe verbindlich zu übernehmen. Wichtig: Man sollte nur seriöse Angebote annehmen beziehungsweise Vereinbarungen treffen.
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abi>> In welchen Branchen wird Probearbeit häufig angeboten?
Gerhard Winkler: Besonders verbreitet ist sie in den Bereichen Dienstleistung, Gastronomie, Handwerk und Einzelhandel. In größeren Betrieben findet ein Probearbeitstag oft im Rahmen eines Assessments-Centers statt und ist häufig eine Art Kennenlerntag. Wer vor allem in kleineren Betrieben an Probearbeit interessiert ist, kann und sollte sich danach erkundigen.
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abi>> Wie sieht ein Probearbeitstag in der Regel aus?
Gerhard Winkler: Je nach Organisationsgrad und Erfahrung des potenziellen Arbeitgebers kann man alles erwarten: In manchen Fällen schaut man Mitarbeitern einfach über die Schulter, in anderen Fällen gilt es, eine vorbereitete Aufgabe zu lösen oder Mitarbeitern zuzuarbeiten. In größeren Betrieben gibt es oft Personalverantwortliche, die Gruppen- oder Einzelveranstaltungen organisieren. Das ist häufig mit einem Rundgang, kleineren Aufgaben, Gesprächen und gegebenenfalls auch Tests verbunden. Ist ein Probearbeitstag gut vorbereitet, wird man währenddessen betreut. Gibt es ein Feedbackgespräch, ist das häufig ein gutes Zeichen.
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abi>> Wie kann man sich auf das Probearbeiten vorbereiten?
Gerhard Winkler: In jedem Fall sollten Bewerber anrufen und nachfragen, wenn sie zum Beispiel wegen der Arbeitskleidung unsicher sind. Ansonsten sollte man sich so vorbereiten, wie auf ein Vorstellungsgespräch oder ein Assessment-Center: Lebenslauf anschauen, sich mit dem betreffenden Unternehmen auseinandersetzen, passende Kleidung rauslegen und sich auf mögliche Fragen vorbereiten.
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abi>> Wie sollte man sich beim Probearbeiten verhalten?
Gerhard Winkler: Extrem wichtig ist es pünktlich zu sein und einen interessierten Eindruck zu vermitteln. Man sollte seine Freude darüber zum Ausdruck bringen, in den Betrieb schnuppern zu dürfen, und zeigen, dass man aufnahmebereit, anpassungsfähig und geduldig ist. Meiner Erfahrung nach neigen viele aus Unsicherheit dazu, das Unternehmen etwa zu kritisieren oder gleich Verbesserungsvorschläge zu machen. Davon sollte man auf jeden Fall Abstand nehmen.
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abi>> Gibt es bestimmte No-gos bei der Probearbeit, auf die man achten sollte?
Gerhard Winkler: Ein absolutes No-go am Probearbeitstag ist es, nicht zu erscheinen – egal ob entschuldigt oder nicht. Ebenso gehört es sich nicht, mit dem Handy zu spielen, sobald man eine Aufgabe erledigt hat. Fragen etwa nach Urlaubsanspruch, Überstundenvergütung, Probezeitregelungen, etc. sollte man am Probearbeitstag ebenfalls aussparen. Diese können gestellt werden, wenn es zur Vertragsunterzeichnung kommt.