Als erfahrener Personalreferent des Erzbistums Bamberg weiß Konrad Göller, wonach er bei Bewerbern suchen muss: „Mein erster Blick gilt stets dem Zeugnis“, verrät der studierte Theologe und Pädagoge. Bei Abiturienten meint er damit das Zeugnis der allgemeinen oder fachgebundenen Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife. Dieses durchforstet er nach Mustern, nach verborgenen Talenten und Stärken, aber auch nach Schwächen, die zu jedem Menschen gehören.
Schulnoten sind wichtig, aber nicht alles
Dabei ist ihm bewusst, dass es sich bei Zeugnissen nur um Momentaufnahmen handelt. „Jeder weiß, dass sich in Zeugnissen auch besondere Umstände abbilden können.“ Was, wenn dich der Liebeskummer oder familiäre Probleme beim Lernen behindert haben? „Noten sind oft relativ“, ist er überzeugt. Sein Blick geht daher stets weiter. Was machst du in der Freizeit? Engagierst du dich im Chor oder einer anderen Neigungsgruppe?
Konrad Göller fahndet nach deinen Motiven und versucht, die Noten mit deinen Interessen zusammenzubringen und so deine Persönlichkeit zu erschließen. Seiner Meinung nach werden mehr als die Hälfte aller Auswahlentscheidungen durch die Persönlichkeit des Bewerbers bestimmt. Ein Bewerber sei zuallererst ein Mensch, der sich möglichst gut in ein bestehendes Team einfügen sollte. Daher könne eine „ausbalancierte Persönlichkeit“, so Konrad Göller, auch bei einem Zeugnis ohne Einser den Ausschlag geben.
Praktikums- und Arbeitszeugnisse
Nach einem Praktikum oder (Neben-)Job hast du Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Bei kurzen Praktika wird allerdings meist nur eine Praktikumsbescheinigung erstellt, die in der Regel nur den Zeitraum und die Aufgaben im Praktikum aufführt. Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis, das du nach einem längeren Praktikum, einer Werkstudententätigkeit oder einem Nebenjob erhältst, sollte darüber hinaus immer auch Angaben zu deiner Leistung und deinem Verhalten machen.
Wichtig zu wissen: Arbeitszeugnisse bestehen meist aus sehr viel Text, was es nicht einfacher macht, sie zu verstehen. Sie sollen die Wahrheit über deine Leistungen aussagen, dich aber nicht in deiner weiteren beruflichen Entwicklung behindern. Hier kommt durchaus auch Negatives zur Sprache – allerdings nicht offen kommuniziert, sondern gewissermaßen chiffriert. Bestimmte Schlüsselwörter oder das, was über die Standardformulierungen hinausgeht und „deine Person in ein bestimmtes Licht stellt“, so Konrad Göller, sind das, wonach Personalverantwortliche dann suchen.
Auch wenn du keinen Anspruch darauf hast, dass die Bewertung deiner Leistungen dem entspricht, was du dir erhoffst, so kannst du dennoch darauf hinwirken, dass deine Tätigkeiten im Zeugnis umfassend dargestellt werden. Konrad Göller meint: „Ich glaube, dass man das Arbeitszeugnis immer beeinflussen kann.“ Mach dir also schon im Vorfeld Notizen zu deinen Aufgaben im Praktikum oder bei deiner Tätigkeit. Vorgesetzte nehmen diese Hinweise im Idealfall auch gerne entgegen und gleichen sie mit ihren eigenen Aufzeichnungen ab.
Achte zudem bei der Entgegennahme des Zeugnisses darauf, dass dieses ordentlich ist und keine Rechtschreibfehler enthält. Weise den Aussteller auf etwaige Fehler freundlich hin.
Die Auswahl vor der Auswahl
Doch welche Zeugnisse solltest du deiner Bewerbung beifügen? Wenn du dich für ein Praktikum, einen Ferien- bzw. Aushilfsjob, eine Ausbildung oder ein Duales Studium bewirbst, so können deine vorherigen Engagements aus Praktika, Nebenjob oder Ehrenamt relevant sein. Konrad Göller: „Wenn du etwas für wertvoll erachtest, dann solltest du das auch beifügen.“ Doch vergiss nicht: In der Kürze liegt die Würze.
Was letztlich in deine Bewerbungsunterlagen gehört, das hängt immer davon ab, was von dir in einer Stellenbeschreibung erwartet wird. Achte unbedingt darauf, dass deine Bewerbung „aussagekräftig“ und handlich bleibt. Kürze und ordne deine Unterlagen: Das aktuellste oder wichtigste Zeugnis gehört nach vorne, so die Auskunft Göllers. Und noch einen Tipp hat der erfahrene Personaler: „Wenn du die Möglichkeit hast, etwas Unvorteilhaftes wegzulassen, dann tu dies, das ist keine Schummelei. Es ist in Ordnung, nicht alles auf den Tisch zu legen.“ Man sollte allerdings nichts dazu erfinden – denn das fliegt immer irgendwann auf.