Interview
Wer auf der Suche nach einer passenden Ausbildung ist, sollte einige Dinge beachten. Warum es wichtig sein kann, sich gesellschaftlich zu engagieren und wie man das Internet am besten durchforstet, weiß der Berliner „Bewerbungshelfer“ Gerhard Winkler.
Interview
Herr Winkler, wie geht man auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle am besten vor?
Gerhard Winkler: Frühzeitig und gezielt. Die meisten Schulabgänger bewerben sich regional oder vor Ort. Man kennt die Arbeitgeber, man kann sich leicht weiter erkundigen und man weiß von den Eltern oder Lehrern, welche Möglichkeiten diese bieten. In diesem Zusammenhang ist es auch sehr sinnvoll, so früh wie möglich erwachsene Kontaktpersonen zu finden, die Türen öffnen können. Wer sich in einem Verein aktiv engagiert, wer bei der Jugendarbeit mitmacht, wer an freiwilligen Schulprojekten teilnimmt oder wer in den Ferien jobbt, der lernt Erwachsene kennen, die einen beraten, unterstützen und fördern können.
Interview
Und wenn man sich in einem größeren Radius bewerben möchte?
Gerhard Winkler: Dann hilft eine Recherche im Internet. Mittlerweile gibt es viele tolle Informationstools, über die man sich über Ausbildungsinhalte informieren kann. Wichtige Informationen liefern etwa auch die Websites der Industrie- und Handelskammern oder verschiedener Berufsverbände. Um direkt Firmen zu finden, hilft es auch, in die Suchmaschinen entsprechende Schlüsselbegriffe einzugeben.
Interview
Und wenn ich ein interessante Anzeige gefunden habe: Gibt es eine Möglichkeit, seine Chancen zu erhöhen?
Gerhard Winkler: Man sollte alles tun, um das Vertrauen des Menschen zu gewinnen, bei dem man sich bewirbt. Warum also nicht einfach mal dort anrufen, wo man sich bewerben möchte? Oder einen Termin vereinbaren und persönlich vorbeigehen und direkt dem Geschäftsführer oder dem Personalverantwortlichen sagen, dass man zwar studieren könnte, einen aber eine Ausbildung in diesem Unternehmen reizt. Dort bekommt man auch Informationen, die in keinem Handbuch stehen und die wiederum nützlich für die Ausbildungsfindung und den weiteren Weg danach sein können. Junge Leute, die Interesse zeigen, die Ausbildern Fragen stellen, empfehlen sich immer als künftige Auszubildende.
Interview
Wenn ich mich über das Unternehmen informiere, muss ich damit rechnen, dass sich dieses auch über mich informiert. Worauf sollte ich dabei achten?
Gerhard Winkler: Man versichert mir immer wieder, dass nicht in sozialen Netzwerken nach Informationen gestöbert werde, weil diese privat seien. Ich kann allerdings nachvollziehen, dass ein Ausbilder, der mehrere schlechte Erfahrungen mit Azubis gemacht hat, sich vorab ein möglichst genaues Bild von seinem künftigen Mitarbeiter machen möchte. Deshalb gilt der alte Grundsatz: Man sollte nichts posten, was die Eltern nicht auch sehen dürften. Vermeiden sollte man in jedem Fall die Darstellung von jeglichem aggressiven, beleidigenden, erniedrigenden oder unsozialen Verhalten.
Interview
Gibt es denn eine Art Königsweg, um eine Ausbildung zu finden, die gut zu einem passt?
Gerhard Winkler: Netzwerken, netzwerken, netzwerken – und zwar jenseits von Pflichtpraktika – mitmachen, sich einsetzen, ehrenamtlich Aufgaben übernehmen. Man sollte schon früh beginnen, sich zu engagieren, sei es in der Jugendarbeit in sozialen Einrichtungen, im sportlichen oder kulturellen Bereich oder bei schulischen Projekten. Außerdem sollte man sich dort reinhängen, wo man etwas lernen kann, sich etwas zumuten und einen Gemeinschaftsgedanken entwickeln. Und während man seinen Horizont erweitert, lernt man ganz nebenbei seine eigenen Stärken kennen.